Wednesday, August 02, 2006

gelandet

Liebe Leute!!

Seit fast 24 Stunden bin ich jetzt hier und es lassen sich folgenden Dinge feststellen:

1. Fluege nach Amerika vergehen sehr schnell, wenn man die Naechte davor jeweils nur knapp drei Stunden schlaeft und somit voellig uebermuedet ins Flugzeug steigt. Sowohl beim Langstrecken- als auch beim Inlandsflug habe ich wunderbar geratzt (bei letzterem sogar noch bevor das Flugzeug ueberhaupt abheben konnte). Dagegen konnten auch das Bordentertainment, der sehr schmackhafte Kaffee und das aufdringliche Flirtverhalten eines chinesischen Stewarts nichts aendern. Die Anschluesse haben alle geklappt, nicht nur ich, sondern auch mein Gepaeck sind vollstaendig gelandet und auch sonst waren die Fluege sehr ruhig. Von Bruessel aus sind es 7117 km bis nach Atlanta. In Kansas wurde ich dann von Joerg eingesammelt, ein Graduate Teaching Assistant (GTA), der schon seit drei Jahren hier ist und mir auf der Autofahrt nach Kansas mal eben einen Crashkurs in Stadtgeschichte und Universitaetsleben gegeben hat. Damit kommen wir zu

2. Bis auf Joerg und einen anderen GTA aus Deutschland, der schon wieder weg ist, sind alle Angestellten des Department of Germanic Languages and Literatures verheiratet oder verlobt. Alle (bis eben Joerg), die hergekommen sind und als GTAs gearbeitet haben, sind hier jetzt mit irgendwem verbandelt. Geheiratet wird nach ca. einem Jahr, alternativ kann man auch zusammen ein Haus kaufen, das hat dann einen aehnlichen offiziellen Status. Dieser (besorgniserregende) Zustand erklaert natuerlich die Einladung des GTA-Coordinators, der uns ja mit unseren "besseren Haelften" zum lockeren Beisammensein zu sich berufen hatte. Auch sonst ist der ganze Dating-Kram hier von entscheidender Bedeutung, an feste Regelungen sollte sich gehalten werde und ich ziehe mir, glaub ich, ne Tuete ueber den Kopf und will von all dem nichts wissen, da ich mit 24 und unverheiratet und noch nicht einmal verlobt oder gerne auch geschieden hier mal so gar nicht zum Durchschnitt gehoere. Auch das Ehepaar, bei dem ich gerade untergebracht bin, hat sich als Lehrer-Schueler-Duett kennengelernt, was wohl auf einige der Verbindungen im Department zutrifft. Ja, soviel also dazu.

3. Ansonsten ist fuer mich bemerkenswert: Alle Getraenke, ausser die, die ausdruecklich heiss sein sollen, werden mit Eis serviert, was schon im Flugzeug anfing. Bei den aktuellen Temperaturen (37 Grad) sehr angenehm. Wenn man vor die Tuer geht, ist es als wenn man die Backofentuer oeffnet, so ein heisser Wind kommt einem entgegen. Meine Vorbereitung auf diese klimatischen Bedingungen fuehrte dazu, dass ich sommerlich gekleidet ins Flugzeug stieg und auf Grund der Klimaanlage nach dem ersten Flug so sehr gefroren haben, dass ich mir in Bruessel am Flughafen erstmal einen leichten Pullover gekauft habe, der auf dem Flug nach Atlanta echt Gold wert war.
Des Weiteren habe ich heute einen riesen Stapel Papierkram erledigt und bin von Pontius zu Pilatus gerannt, da sich die Unibuerokratie nicht so sehr von der deutschen unterscheidet. Am einfachsten war die Eroeffnung eines Kontos, die nur meinen Pass erforderte und mir dann noch ein T-Shirt zur Begruessung einbrachte - very american.

4. Die Leute am Department sind alle sehr nett. Heute habe ich die grossartige Sekretaerin kennengelernt, die mir bei dem ganzen Bewerbungskram geholfen hat. Eine absolut verrueckte Nudel, mit der ich bestimmt noch viel Spass haben werde. Sprachlich wechsel ich die ganze Zeit zwischen deutsch und englisch hin und her, da die meisten Leute am Department natuerlich Deutsch sprechen und sich freuen, sich mit einem Muttersprachler zu unterhalten.

5. Die Wohnungssuche ist ganz schoen anstrengend und die Zimmer teurer als erwartet. Ich habe fuer morgen ein paar Besichtigungstermine und Freitag schaue ich mir meinen bisherigen Favoriten an, so dass ich hoffe, bis zum Wochenende eine endgueltige Bleibe gefunden zu haben, was mir das Ankommen hier erleichtern wuerde.

6. Die Stadt ist klein, sehr huegelig und auf den ersten Blick sehr provinziell, aber es soll ein paar nette Ecken geben, deren Erkundung mir dann noch bevor steht. Der Campus ist abgesehen von meinen Department wirklich sehr schoen, so dass von den Aeusserlichkeiten schon einmal alles eine gute Grundlage bietet. Morgen geht es weiter mit dem Papierkram und der Wohnungssuche. Drueckt mir also die Daumen, dass alles klappt.

Ich hoffe, bei Euch in Deutschland ist so weit alles im gruenen Bereich. Wie ich mir hab sagen lassen, funktiert der Familie-Freunde-Funk ja bestens. Ich umarme Euch ganz fest. Bis bald!