Monday, September 18, 2006

wochenendrückblick

amerikanischer Wahlkampf
Barack Obama
Oktoberfest in Amerika

Der Start ins Wochenende war gelungen, da ich Freitag nämlich unverhofft Uni-Frei hatte. Irgendetwas entscheidendes elektronisches hatte in der Nacht zuvor lautstark seinen Geist aufgegeben (von Explosion kann man wohl doch nicht sprechen), so dass am Freitag alle Klasse in diesem Gebäude ausgefallen sind. Anfangs mit dieser unverhofften Freizeit etwas überfordert, hab ich sie letztlich zum Wäschewaschen, Telefonieren und zum zweiten Besuch im Tierheim genutzt. Memphis und Snoopy sind schon jetzt meine besten Freunde und es war richtig schön mit ein paar Hunden zu toben und zu schmusen. Nach einer Stunde Auslauf für alle Beteiligten gab es dann noch 30 Schmuseminuten mit den ansässigen Katzenbabys - so süß!
Danach gab es ein lecker Essen bei iHop, meinem neuen Lieblingsrestaurant, da man dort den ganzen Tag Frühstück essen kann!! Checkt das aus: http://www.ihop.com/index.html und dann auf Menü klicken und freuen! Ich sag nur lecker, lecker, lecker und gefährlich, gefährlich!!

Abends war der Empfang für die Konferenz der Verbindung der Deutschlehrer aus Kansas und es gab einen sehr interessanten Vortrag über die Identitätskrise Afro-Deutscher , von dem in Berlin geborenen Schwarzen, der mich schon während meiner Orientierungsveranstaltung mit seinem Berliner Dialekt beglückte. (Frage an alle: erwirbt man sich eine Identität oder bekommt man sie? es gibt natürlich keine richtige Antwort, aber seit Freitag denke ich viel darüber nach) Diese Konferenz hat auch den gesamten Samstag Vormittag in Anspruch genommen und neben sehr leckerem Essen gab es auch einige interessante Vorträge und ein paar langweile, aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen. Abends wurde dann zum jährlich vom Dekan des Departments veranstalteten Oktoberfest geladen, wo ich - bei meinem ersten Besuch eines Oktoberfestes überhaupt - in den Genuss kam, endlich mal wieder ausgesprochen leckeres Sauerkraut zu essen. Bis auf die nervige Alpendudelmusik war das Ganze tatsächlich eine ausgesprochen nette Veranstaltung. Danach ging es auf die Reise nach Iowa (womit ich nur 48 Staaten besuchen muss)! Dort habe ich am Sonntag, nachdem ich die erschreckenden Wahlergebnisse aus Deutschland übermittelt bekommen habe, eine Wahlveranstaltung der "Demokraten" besucht. Für einen ehemaligen Politikwissenschaftsstudenten eine überaus spannende Sache. Fazit: 1. So ein Aufriss wird in Deutschland nur für Bundestagswahlengemacht. 2. Um im amerikanischen Wahlkampf zu punkten, muss man in seiner Rede einen Gottes- und einen Ehefrauen-Bezug haben. 3. Probleme und "Inhalte" unterscheiden sich nicht sehr viel von jenseits des Atlantiks! 4. Ohne Hymne geht nix und so hatte ich das Vergnügen sie mal in Gebärdensprache zu "hören", sehr beeindrucken! Eigentlicher Grund meiner Anwesenheit bei dieser Veranstaltung war die Rede von Barack Obama, dem derzeit einzigen schwarzen Abgeordneten im Senat. (Bei Interesse: http://obama.senate.gov/ gibt es leider nur auf englisch). Seine Ansprache hat sich tatsächlich von denen der anderen Sprecher unterschieden und es war auf jeden Fall eine gute Sache, bei sowas mal dabei gewesen zu sein.

So, das war die Zusammenfassung vom Wochenende! Ich hoffe, ihr habt das Wahlwochenende gut überstanden. Für diese Woche steht der erste große Test (wie Klausur) für meine Studenten an, den ich heute ausgearbeitet habe - massig viel Arbeit. Heute habe ich außerdem zum ersten Mal Nachhilfe gegeben, was ich ab sofort jeden Montag machen werde. Soweit das Neueste von hier!

Ich bin in Gedanken oft in Deutschland!...

8 Comments:

At 1:46 AM, Blogger Kathrin said...

Hey Suesse -

da bist du ja wieder! Schoener Eintrag!:)
Von Barack Obama habe ich auch schon gehoert - Laura, die Amischnecke aus California meinte, es gibt schon eine kleine Bewegung, die unbedingt will, dass er der demokratische Praesidentschaftskandidat wird - sein Nachname erinnert leider etwas an Osama, aber naja, da kann er ja nix fuer...:-)
Die Homepage schau ich mal an!
Soll ich dir die Berliner Wahlergebnisse in der Aufstellung der Berliner Zeitung schicken? Ueber Meck.Pomm waren wir alle sehr entsetzt.....:-(
Die Vokabelidee ist wirklich absolut suess....
Uebernimm dich nicht mit Nachhilfe, Hunden, Katzen, Tests and Quizzes!
Rufe dich diese Woche noch an.
Liebste Herzensgruesse nach Kansas,
Kathrin

 
At 3:23 PM, Anonymous Anonymous said...

Mahlzeit,

na dann, auch von uns dreien die liebsten Grüße über den großen Teich.
Berlin hat gewählt und ich wohne tatsächlich in einem Bezirk mit einem zukünftig grünen Bürgermeister. Hätte ich mir ja nicht träumen lassen.
Selbst in unserem Wahlbezirk haben die Grünen die meisten Stimmen bekommen. Ok ok, ist sicherlich nicht so spektakulär aber irgendwie schon.
Mecklenburg Vorpommern ist echt grauenhaft... bis zu 14,4% hat die NPD im Osten des Landes erhalten *kopfschüttel*

Nicht vergessen sollte man, dass das damalige Verbotsverfahren zurückgenommen wurde, weil die Spitze der NPD vom Verfassungsschutz staatsdurchsetzt war und sicherlich auch noch ist.
Einfach nur noch beschämend der Gedanke, dass ein "demokratischer" Staat die Geschicke einer antisemitischen, menschenverachtenden und nach nichtdemokratie strebenden Partei lenkt.

soweit von hier
rene

 
At 5:24 AM, Anonymous Anonymous said...

An dieser Stelle klinke ich mich für einen kurzen Kommentar ein bezüglich der Wahlen und der Reaktionen. Natürlich sind 7,2% für die NPD schrecklich, aber doch nicht unrealistisch, vor allem nicht unerklärlich. Und wir wollen doch nicht ganz verschweigen, dass die Rechten auch in Berlin in 4 Bezirksversammlungen eingezogen sind..demnächst werden von diesen Bürgerbüros eröffnet werden mit der Strategie "mit dem Ohr am Volk" zu sein.Ebenso sind Rechte im Stadtbild von Berlin keine Seltenheit mehr. Betroffenheit kann ich verstehen und nachvollziehen, ebenso Entsetzen - doch finde ich es immer wieder erstaunlich wie anhaltend entsetzt man ist, wenn das Volk denn Demokratie "spielt" -mit dem jeweiligen Wahlergebnis und wie wenig die Auswirkungen und Folgen von politischen Entscheidungen und Gesetzen reflektiert werden - da könnte man einiges aufzählen, das allein in den letzten 4 Jahren dazu führte, dass Bürger-und Menschenrechte ausgehebelt wurden, Menschen ausgegrenzt werden und Armut verordnet wird - somit die Menschen sich nicht mehr vertreten fühlen oder sich eben von anderen vertreten fühlen, als von "denen da oben". Nicht zu vergessen, die niedrige Wahlbeteiligung..wieviele sich also von den Angeboten nicht oder nicht mehr vertreten fühlen und resignieren..auch das stärkt rechte Parteien, denn es wirkt demokratie zersetzend. Und dann gibt es noch den Punkt, an dem wir uns alle mal selbst fragen können was wir für demokratisches Bewußtsein und gegen neofaschistische Gedanken tun - wer steht auf, wenn andere angepöbelt werden? Wer greift ein? Wer solidarisiert sich mit Angegriffenen? Wer erhebt seine Stimme? Wer Wo und wann? Wir alle sind dafür verantwortlich, wenn Rechte Räume besetzen, denn wir haben sie Ihnen "direkt oder indirekt" vorher überlassen..und da kann ich Parteien kritisieren, Politiker und politische Entscheidungen..ich kann aber auch bei mir anfangen und beim nächsten Mal aufstehen. Ich wünschte mir, dass Wahlerfolge rechter Parteien dazu führen würden, dass sich Bürger dieses Landes darüber bewußt würden, welche Kraft sie hätten, wenn sie wollten..dass sie aufstehen und die Grenzen niederreißen und die Nischen zerstören, in denen wir es uns alle bequem gemacht haben und genug Gründe dafür finden, warum wir nichts tun können. "Wir haben nichts zu verlierenj...außer unsrer Angst"
In diesem Sinne beende ich hier den kurzen politischen Ausflug und - das Gesicht der Sonne zugewandt - wünsche ich allen Beteiligten hier nur das Beste!!!
Beate

 
At 12:57 PM, Anonymous Anonymous said...

Politiker mögen unzulänglich sein und Politik vielleicht auch, beides hängt aber sehr vom Standpunkt des Betrachters ab - Politik, das liegt in der Natur der Sache, ist kontrovers und wird in den seltensten Fällen die Zustimmung von allen finden. Und das muss sie auch nicht. Jeder kann sich einmischen und mitmachen. Aber es ist eine Sache "Bürgern" zuzugestehen sich über Politik und in ihren Augen unfähige Politiker aufzuregen - das können sie gerne tun (wobei mir lieber wäre, wenn sie mitmachen und es besser machen würden) - oder aber ihnen zuzugestehen, weil Politiker falsche Entscheidungen getroffen hätten, dass extrem rechts wählen auch nur nachvollziehbar sei. Denn Demokratie funktioniert eben nicht so, dass man "den da oben" eins auswischt indem man Rechte in Parlamente wählt, sondern in dem man sich selbst beteiligt, demonstriert, sich in Parteien oder Bürgerbewegungen engagiert um Druck aufzubauen und zu zeigen, dass das Volk eine andere Politik will.
Das einzige, wofür die Politik und auch Politiker wirklich von der Gesellschaft zur Verantwortung zu ziehen sind, ist meiner Ansicht nach, dass nicht genug in Bildung investiert wurde und wird: Denn Bildung hätte vermitteln können, wie man in einer Demokratie mit Unzufriedenheit über Politik umgeht. Lernt unsere Gesellschaft nicht hier umzusteuern, zerstört sie das Fundament auf dem sie steht.

Und nochwas über die lieben Politiker: Die sind eben auch nur wie alle anderen Menschen... manche habgierig, egoistisch, machtbesessen, geldgierig, fies und böse, einige sind Mitläufer, andere nassauern sich durch - und die wenigsten sind qualifiziert, idealistisch, lieben ihre Nähchsten, sind nicht korrupt und haben stetes das Gemeinswohl im Sinn. So ist das, wenn Menschen ihresgleichen wählen...

 
At 1:04 PM, Anonymous Anonymous said...

Achso, anonym bleiben ist natürlich auch nicht fair -

deshalb hier ein nachgereichter Name,
Florian.


Auchnoch an dieser Stelle, viel wichtiger eigentlich:

Liebste Grüße an Regine,
aber auch an Raphael und Madleine, falls die hier mal rüberstolpern.

 
At 4:27 PM, Anonymous Anonymous said...

Hallo,

ich muss als "Betroffener" auch noch mal ganz kurz was zur politischen Diskussion beitragen:

Ich finde es nicht schön, dass die Wahlergebnisse so sind, wie sie sind. Aber so ist das nun mal: Auf dem Stimmzettel sind viele verschiedene Parteien drauf, die alle "legal" und damit wählbar sind. Da muss man jedem Wähler auch die Freiheit zugestehen, sein Kreuz da zu machen, wo er gern möchte.

Außerdem sehe ich für den "klassischen Protestwähler" hier keine Alternative. Der ist vielleicht arbeitslos und mit seinen wirtschaftlichen Verhältnissen unzufrieden. Das hat dann nichts mit politischer Bildung zu tun, der will halt seinen Ärger ausdrücken, weil er anders nicht von "denen da oben" gehört wird. Und "die da oben" waren halt nicht in UER & Co. zum Wahlkampf - da sind Rostock, Schwerin, Greifswald usw. viel "spektakulärer", da fährt man gern hin. Und so bleiben halt einige "Vergessene" auf der Strecke. Die PDS hat auch in M-V die Lust am Regieren entdeckt, da ist keine Opposition zu erwarten. Den klassischen "Grün-Wähler" gibt es hier nicht wirklich, der ist eher im links-intellektuellen urbanen Bereich zu suchen. Also gibt es hier keine Partei, die als Protest-Pool fungieren könnte - bis auf die NPD halt. Würde der Durchschnitts-Berliner in M-V leben, wäre das Ergebnis wohl nicht anders gewesen, denke ich.

Und nun?

Warten wir mal die nächste Wahl ab. Und warten wir mal ab, ob die NPD in dieser Legislaturperiode politisch irgendwie in Erscheinung treten kann. Wenn es so ähnlich wie in Sachsen läuft, dann vermutlich nicht. Da wird wohl aktuell kein Schaden angerichtet werden können. Und viele (ideologisch völlig unbelastete) NPD-Wähler werden wohl vor der nächsten Wahl kein Resümee (Rechtschreibreform???) ziehen können, das sie wieder die gleiche Entscheidung treffen lassen wird.

Nachdem der Forsa-Chef noch am Donnerstag vor der Wahl ein zweistelliges Ergebnis für möglich gehalten hatte, hätte es durchaus schlimmer kommen können. Den Leuten hier fehlt nicht politische Bildung, sondern ein berechtigter und verläßlicher Optimismus, was die Zukunft angeht. Das kann auf die Schnelle niemand herbeizaubern - da kochen nämlich alle nur mit Wasser, Visionen und Nächstenliebe hin oder her.

Wie gesagt: Es klingt blöd und ist nicht schön, ist aber wohl landespolitisch ohne Konsequenzen - und sehr wahrscheinlich nur vorübergehender Natur.

 
At 4:32 AM, Anonymous Anonymous said...

Ich will hier auch noch was ergänzen:

Ich muss ehrlich sagen, ich hoffe eigentlich, dass der Einzug der NPD in den Landtag landespolitisch nicht ohne Konsequenzen bleibt: wünschenswert wäre, dass die Landesregierung dadurch erkennt, dass ihr Verantwortungsbereich nicht an den Stadtgrenzen von Rostock endet, sondern erst an der Landesgrenze zu Polen.

Ich denke auch nicht, dass Bildung allein hier das Allheilmittel ist. Sicherlich, sie ist ungeheuer wichtig, aber die Leute müssen die durch Bildung erworbenen Kenntnisse auch einsetzen dürfen - und nicht nur dafür, dass sie "richtig" wählen - sondern auch im Berufsleben, damit sie nicht das Gefühl haben, von der Gesellschaft nicht gebraucht zu werden. Denn wenn sie dieses Gefühl haben, können sie ihren Kindern schwerlich vermitteln, dass es wichtig ist zur Schule zu gehen und mit dem Taschengeld auszukommen anstatt ins viel lohnendere Drogengeschäft einzusteigen. So wird das ganze zum Teufelskreis!
Und die Ansicht, die meisten Politiker seien nicht idealistisch und korrupt finde ich zugegebenermaßen etwas anmaßend: es steht doch jedem frei, in die Politik zu gehen, wir haben es alle ein Stück weit in der Hand, dass nicht nur egoistische bestechliche Menschen politische Entscheidungen zu treffen!

 
At 11:35 AM, Anonymous Anonymous said...

Hallo,

noch ein kleiner (und letzter Nachsatz), falls den hier noch jemand findet:

Nun scheint es ja so, dass bei der Regierungsbildung genug Vernunft eingekehrt ist, als dass man sich auf Rot-Rot mit EINER Stimme Mehrheit einlassen würde. Wenn man bedenkt, dass sowohl in PDS als auch SPD genug Leute sitzen, die Rot-Rot nicht so wirklich gut finden inzwischen, kann man sich lebhaft vorstellen, wie da die Abstimmungen gelaufen wären. Da hätte sich die NPD ganz prima als "Mehrheitsmacher" profilieren können.

Bei Rot-Schwarz sind die paar Typen da wohl hoffentlich wirklich völlig nebensächlich.

 

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