Friday, August 18, 2006

mein erster Schultag

So, die ersten beiden Tage sind geschafft! Ich habe zweimal unterrichtet und es erstaunt mich selbst, wieviel Spaß es mir macht. Ich glaube, mit meiner Klasse habe ich wirklich Glück gehabt. Alle sind sehr freundlich und scheinen einigermaßen motiviert. Sie geben sich große Mühe und können schon recht viel. Mir jedoch alle Seans, Meaghans und Laurens zu merken, wird noch einen Moment dauern. Auch die Vorbereitung der Stunden selbst nimmt viel Zeit in Anspruch, da die 50 Minuten sehr sorgfältig geplant sein wollen. Vor dem Unterricht bin ich immer sehr aufgeregt, aber im Klassenraum geht's dann immer. Und ich muss sagen, für Amerikaner hat die deutsche Sprache schon ein paar Tücken. Heute haben wir gelernt, dass es einen Unterschied zwischen "Ich bin gut" und "Es geht mir gut" gibt und dass "rufen" nicht das gleiche wie "anrufen" ist....Nun ja, am Montag gibt es dann den ersten Quiz, die hier übliche Form der wöchentlichen Wissenüberprüfung und dann werde ich genau wissen, wieviel die guten wirklich verstanden haben. Die meisten von ihnen lernen Deutsch weil ihre Vorfahren aus Deutschland kommen oder immer noch Verwandte dort haben. Einige auch weil sie Deutschland, nach eigenem Bekunden lieben, aber vielleicht haben sie das auch nur gesagt, weil ich sie aufgefordert hab, mich anzulügen, falls der wahre Grund für ihre Anwesenheit in meinem Kurs nur die Erfüllung einer Belegpflicht ist oder die Tatsache, dass es ganz gut in den Stundenplan gepasst hat. Es gab schon zahlreiche lustige Momente während des Unterrichts. Gestern sollte sich jeder von ihnen vorstellen und ein wenig von sich erzählen und der eine sagte: "Ich bin geheiratet mit zwei junge Frauen." und ich sagte: "Aha!" und grübelte die ganze Zeit, ob ich hier auf einen engagierten Mormonen getroffen bin oder ob er nur das Wort "Tochter" nicht mehr wusste. Ich wollte ihn aber nicht wirklich fragen, denn wenn ersteres zugetroffen hätte, hätte er sich ja vielleicht auf den Fuß getreten fühlen können und ich wollte nicht gleich in der ersten Stunden in einem Fettnapf landen. Naja, zu meiner eigenen Beruhigung kam er heute nach dem Unterricht zu mir, um mich etwas zu fragen und da hab ich dann nochmal nachgefragt und ja, er hat zwei Töchter.......

Meine eigenen Kurse sind alle ziemlich interessant und extrem arbeitsreich. Im amerikanischen Universitätssystem ist es üblich während des Semesters seine Hausarbeit zu schreiben und "nebenbei" noch andere Referate oder Extra-Papiere vorzubereiten und einzureichen. Es gibt viel zu lesen und zu schreiben. Die Anforderungen sind sehr hoch und da die Kurse sehr klein sind (mein "größter" Kurs besteht aus 7 Studenten, mich inklusive), kommt man um eine gute Vorbereitung nicht herum. Außerdem macht die Beteiligung während des Unterrichts 15-20% der Gesamtnote aus, so dass man sich wirklich besser vorbereitet. Es ist ganz interessant an einem Tag zugleich Lehrer und Student zu sein, da man so nicht aus den Augen verliert, wie bestimmt Anforderungen auf einen selbst wirken. Hier gibt es das Wort "syllabus-shock" (Stundenplan-Schock) und es beschreibt den Schockzustand eines Studenten, nachdem er seinen Unterrichtsplan und somit alle Deadlines, Anforderungen und Aufgaben erhalten hat. Ja, ich kann mittlerweile sehr genau nachvollziehen, wie sich dieses Gefühl anfühlt. So werde ich die nächsten Wochen also mit lesen, schreiben, Unterrichtsvorbereitung inklusive Entwerfen, Korregieren und Benoten von Tests verbringen und hoffentlich mein kleines soziales Leben, was ich mir bis jetzt mühsam erarbeitet habe nicht ganz aufgeben müssen.

So lange meine Motivation anhält, dürfte das aber nicht passieren....

Aber wie geht es Euch denn? Wo bleiben die Urlaubsfotos und diversen Ultraschallbilder? Was gibt es neues bei den Berliner Anwälten? Wie das Wetter in Deutschland ist, weiß ich. Die neuesten Nachrichten über Günter Grass wurden auch schon im German Department diskutiert, also lasst mich wissen, was sonst noch so vor sich geht...
Wie bereits angekündigt, hoffe ich am Wochenende Zeit für ein paar individuelle Mails zu finden....
Im Übrigen habe ich eine Petition zur Verlängerung eines Tages von 24 auf 36 Stunden aufgesetzt. Wer sich mit einer Unterschrift beteiligen möchte, lasse es mich wissen. Hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (oder auch begrenzten Unmöglichkeiten...) sollte das Projekt ja nicht im Voraus zum Scheitern verurteilt sein....

Liebe Grüße und bis bald!!!

1 Comments:

At 9:52 AM, Anonymous Anonymous said...

Das klingt ja alles richtig gut.
Ja, ich hab mir auch schon manchmal gesagt: gut, dass ich deutsch nicht als Fremdsprache lernen muss, das ist bestimmt nicht so einfach...
Also sei nicht so streng mit deinen Schäfchen. Ich melde mich in Kürze mal per mail oder per Telefon!

Bis ganz bald!

 

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