Sunday, April 22, 2007

Wir haben einen Vogel....

















....also eigentlich sechs, wenn man die gesamte Familie inklusive Eltern mitzählt. Seit Ende März gibt es direkt (im Sinne von weniger als einen Meter) vor meiner Wohnungstür ein Vogelnest. Jemand, genauer gesagt ein amerikanisches Wanderdrosselpaar, hatte während der Reise nach San Fancisco beschlossen, dass die Wand vor meiner Tür ein schöner Platz zum Leben sei. Die ersten Wochen nach unserer Rückkehr verging dann erstmal damit, dass man sich an einander gewöhnte und die Robins (so der amerikanische Name) davon überzeugte, dass man ihnen nichts böses wolle. In der zweiten Aprilwoche entdeckten wir dann vier kleine türkise Eier im Nest. Es war also klar, dass sich die Vögel zum Bleiben entschieden hatten. Vor knapp zwei Wochen ist nun der Nachwuchs geschlüpft. Vier muntere Gesellen mit Protestfrisur, die nichts weiter machen als schlafen oder den Schnabel aufreißen. Mama und Papa sind fleißig damit beschäftigt diverse Insekten und Würmer für die Kleinen zu beschaffen, damit sie fleißig weiterwachsen und demnächst bereit sind, flügge zu werden. Auf das Angebot, dass sie gerne auch unsere Treppe benutzen könnten, wurde bis jetzt noch nicht reagiert. Laut Aussagen eines bekannten Internetnachschlagewerkes wird das Robinpärchen nachdem die ersten Kinder das Nest verlassen haben noch einmal brüten und wir sind sehr gespannt, ob das tatsächlich passieren wird, haben wir uns doch schon sehr an unsere Vogelnachbarn gewöhnt. Zur weiteren Tierausstattung meines Alltags gehört neben den Vögeln und meinen Eichhörnchenfreunden seit ein paar Wochen auch ein kleiner Hase, der mir immer morgens auf dem Weg zur Uni über den Weg hoppelt und mittlerweile durch meine Anwesenheit überhaupt nicht mehr befremdet wird. Dem Haustiermangel wird hier also durch die Natur erfolgreich entgegengewirkt.

Ansonsten nähert sich das Semester dem Ende, was wie immer viel Arbeit bedeutet. Die Hausarbeiten müssen geschrieben werden, die Klausuren für die eigenen Schüler entworfen und wie schon das ganze Semester erfreut sich mein germanistisches Herz weiterhin am Mittelhochdeutschen. Nachdem ich die letzte Woche damit verbrachte, Ablautreihen zu lernen und seitdem gelegentlich lustige Vokalabfolgen vor mich hinmurmel (i-e-a-u-o; starke Verben, Klasse 3 b hoffe ich), widme ich mich nun der Übersetzung eines Teils des Nibelungenlieds. Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass mich dieser Urklassiker deutscher Literatur bis jetzt noch nicht so vom Hocker haut, was aber auch damit zu tun haben kann, dass ich ihn nicht einfach lesen und genießen, sondern in zweistündigen Sitzungen vom Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche (später manchmal noch ins Englische) übersetzen darf.

Erfreulich zu berichten ist, dass das Lehren von Adjektivendungen in diesem Semester wesentlich besser über die Bühne gegangen ist. Der eine oder andere aufmerksame Leser erinnert sich ja sicherlich noch an das Desaster des vergangenen Semesters, das dieses Mal zum Glück rechtzeitig abgewendet werden konnte. Nur einmal musste ich meine amerikanischen Kollegen um Hilfe bitten, aber ansonsten hatte ich alles im Griff, wenn es auch für die Schüler immer eine riesige Herausforderung ist. Zur Zeit schlagen sie sich mit den diversen Vergangenheitszeiten des Deutschen herum, was einer meiner Schülerin die gefrustete Aussage entlockte: "Simple Past - that's an oxymoron!" (Simple Past = Präteritum). Da hat sie recht.

Gestern war ich mit Audra ein bisschen einkaufen, um mich für den zweimonatigen Aufenthalt in Deutschland auszurüsten. Es wurde ein Rucksack erworben, in den nun die Klamotten für die ganze Zeit gepackt werden müssen und ich suche verzweifelt nach einer Wettervorhersage für Ende Mai bis Mitte August, um einigermaßen wetterangepasst packen zu können (Tipps nehme ich gerne entgegen).

So, ich stürze mich jetzt auf meinen überdimensionalen Abwasch und danach wieder in die Abenteuer von Sigfried, Hagen, Gunther und der ganzen Mischpoke. Liebsten Grüße aus Kansas und einen guten Start in die Woche!!

3 Comments:

At 12:12 AM, Blogger Kathrin said...

O, susselseiche Vögelsen...würde Sophie jetzt wahrscheinlich sagen...*gg*.
Sei gedrückt und grüße an Hagen, den Stecher1

Kuss,
K.

 
At 5:05 AM, Anonymous Anonymous said...

Ich kann mich über die verbalen Entgleisungen meiner Vorkommentatorin nur wundern. Und so etwas nennt sich Brautjungfer:-) Schnuppelchen, bald wird geheiratet und das bedeutet, dass wir uns ganz bald sehen!!!

Viele liebe Grüße und Knutscher
Deine Ines

 
At 5:38 AM, Anonymous Anonymous said...

Zwei Monate Deutschland? Wo, wie, sehen wir uns???

Die Protestfrisuren sind übrigens klasse!

Liebe Grüße aus sunny Hamburg

Steffi

 

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