Hallo!
Gerade ist der wöchentliche Abwasch bewältigt, die Semesterunterlagen müssen noch sortiert werden und ansonsten nehme ich so langsam für dieses Jahr Abschied von Lawrence. Diverse Verabredungen mit Freunden und Kollegen stehen die nächsten Tage noch auf dem Programm, will man sich doch von allen ordnungsgemäß verabschieden.
Erstaunlich wie rasch die letzten fast 5 Monate verflogen sind. Die vielen Abschiede in Deutschland sind mir noch genauso gut in Erinnerung wie die erste Nacht in der neuen Wohnung. Beim Nachdenken wie man sich jetzt am besten an die neue Situation, die neue Uni und die neuen Menschen gewöhnt, habe ich manchmal fast übersehen, wie sehr ich schon angekommen bin hier in Lawrence und Amerika. Manchmal habe ich gar nicht ganz begriffen, wie sehr das Leben hier tatsächlich schon zu meinem Leben geworden ist. Das erste amerikanische Semester ist zu Ende und bis jetzt steht als Gesamtnote von zwei der drei Kurse ein "A" in meiner Akte. Ich habe gelernt, dass das amerikanische Universitätssystem ganz anders funktioniert als das deutsche; dass man über 6 Tage auch mit maximal 5 Stunden Schlaf pro Nacht auskommt und dass man ein Mittagessen in 15 Minuten essen kann. Ich habe gelernt, dass ich in einem fremden Land überleben kann und dass ein Teil meines Herzens immer in Deutschland wohnen wird, bei den Menschen, die mir mit lieben Briefen, Pakten, Mails und Anrufen immer das Gefühl vermittelt haben, immer noch zu ihnen dazu zu gehören. Mehr als es die FU jemals war, ist KU bereits zu "meiner" Uni geworden, mit "unserem" Football- und "unserem" Basketballteam. Ich werde die freien Refills in Deutschland vermissen, genauso wie das Wasser, dass man automatisch zu jedem Essen dazu bekommt. Aber ich freue mich darauf, dass mir nicht gleich die Rechnung hingelegt werden wird, sobald ich den letzten Bissen runtergeschluckt habe, sondern dass ich auch zwei Stunden gemütlich beisammen sitzen kann....
Am 20. Dezember mache ich mich auf meinen Weg nach Syracuse, wo ich Weihnachten feiern werde. Wir werden für ein paar Tage nach New York fahren, worauf ich mich schon sehr freue...
Obwohl ich ziemlich zuversichtlich bin, dass ich mich vor meiner Abreise und auch aus Syracuse mal melden werde, sei hier schon mal ein ganz herzliches Dankeschön ausgesprochen: zuerst an Anne und Jens, die diesen Blog für mich erdacht und eingerichtet haben und dann natürlich an alle, die ihn so fleißig gelesen und Kommentare hinterlassen haben. Danke für das Interesse an meinem Leben. Danke auch an alle, die sich immer wieder die Zeit genommen haben, mich anzurufen oder mir Mails und Briefe zu schreiben. Ich habe mich stets sehr darüber gefreut. Es ist schön, trotz all den Kilometern zwischen uns zu wissen, dass es Euch gibt und dass ich Euch nahe sein kann....
Zum Abschluss noch ein kleines Rätsel:
Am 27. Dezember werde ich mich tausende von Kilometern bewegen, obwohl ich weder gehe noch laufe, sondern sitze. Am Nachmittag des 28. Dezembers werde ich an einem Ort sein, den ich sehr gut kenne, aber an dem ich noch nie zuvor gewesen bin....Also, was mache ich und wo bin ich am Ende dieses Jahres?
Fühlt Euch innigstlich umarmt und alles, was mit mir verwandt oder jünger als 3 Jahre ist oder mich länger als 1 Jahr kennt, darf sich heute ausnahmsweisemal geknutscht fühlen....