Guten Tag! Hier ein kurzer Rückblick auf die letzte Woche:
Der 14. Februar wurde am Abend desselbigen mit einer Anti-Valentinstags-Feier zelebriert, bei der ein überaus schmackhafter Grünkohl serviert wurde. Mit großem Erstaunen sei an dieser Stelle festgehalten, dass es wohl manchmal einiger tausend Kilometer Entfernung bedarf, um sich den kulturellen bzw. kulinarischen Gefilden der Heimat anzunähern und so habe ich in der Mitte Amerikas zum ersten Mal voller Genuss und Hingabe Grünkohl verspeist!
Nach diesen doch sehr entspannten und erholsamen Stunden konnte es dann frisch gestärkt zurück an die Arbeit gehen, die in der letzten Woche hauptsächlich aus der jährlichen Konferenz der Graduate Studenten im German Department bestand, die es vorzubereiten und auszurichten galt. Dafür musste dann nicht nur mein eigener Vortrag geschrieben werden, sondern auch das Catering und der Ablauf organisiert werden. Am Freitag gab es die feierliche Eröffnung mit einem Vortrag von IvdL zum Thema "Mephistos Schwestern. Weibliche Teufelsgestalten in der deutschen Literatur", der mit viel Anerkennung und Interesse aufgenommen wurde. Es folgte ein entspanntes Beisammensein, zu dem IvdL in ihre Wohnung eingeladen hatte und da stand ich dann in der Küche und wärmte mit meiner Kollegin Audra die Nudelsuppe und schenkte Getränke aus. Als alle gegangen waren, saßen wir noch ein bisschen mit der Gastgeberin bei einem Gläschen Wein zusammen und das war wieder einmal einer der Momente, die man so wohl nur in Amerika erleben wird.
Am nächsten Tag begab man sich am zeitigen Vormittag durch die zehn Zentimeter Neuschnee stapfend erneut auf den Weg zum Konferenzort,um vor den Vorträgen gemeinsam zu frühstücken. Dann folgten diverse Vorträge zum Thema "Kreativität und Bewusstsein", unter denen auch ich mit einer zwanzigminütigen Ausführung zum Thema "Der künstlerische Selbstentwurf Klaus Manns in Der Wendepunkt" vertreten war. Abends wurde die Konferenz mit einem gemeinsamen Dinner nahezu aller Beteiligten beendet und auch wenn alles gut gelaufen ist und die Rückmeldungen alle positiv waren, bin ich doch sehr froh, dass dieses Projekt jetzt abgeschlossen ist.
Der Sonntag wurde dann auch genutzt, um mal wieder die Existenz eines Privatlebens zu simulieren. Das heißt: ausschlafen, nach Deutschland telefonieren, mit Freunden Mittag essen und am Nachmittag einen Schreibtisch und ein Bücherregal erwerben. Der Schreibtischkauf war schon seit langem geplant, da der Küchentisch auf Grund seiner Doppelfunktion nur eingeschränkt funktionsfähig und vor allem praktisch war. Ja, und nach knapp sieben Monaten meines Daseins bzw. Hierseins komme ich als der alte Bücherwurm, der ich bin (warum gibt es dafür eigentlich nur unschöne Bezeichnungen, siehe auch Leseratte...?), einfach nicht um den Erwerb eines Bücherregals herum, habe ich mich doch dagegen entschieden, die Bücher einfach auf dem Boden zu stapeln.
Die jetzige Woche begann mit dem pötzlichen Einfallen des Frühlings und nach Schneestürmen am letzten Freitag hüpft das Quecksilber derzeit ganz fröhlich um die 15 bis 17 Grad Celsius, was für meinen Körper ein wenig zu schnell war, da ich mich noch nicht dem amerikanischen Modell angepasst habe und mich bei 10 Grad Plus in meine Sommersachen werfe und die Flipflops aus dem Schrank hole. Ob der Winter damit endgültig vom Tisch ist, bleibt ungewiss, würde das doch der Prognose vom Murmeltiertag widersprechen.
Gestern war in Amerika "Fat Tuesday" oder "Mardi Gras", der hierzulande wichtigste Tag der ganzen Endkarnevalsdreiheiligkeit von Rosenmontag, Faschingsdienstag und Aschermittwoch. Und weil der Tag zumindest in Kansas auch "Pancake Tuesday" heißt, war der Ausflug zu IHOP (International House of Pancakes) natürlich Pflicht!! Ab heute heißt es dann Fasten. Ich werde versuchen, auf Kaffee zu verzichten und habe den ersten Tag schon ganz gut überstanden. Die Frage, einer meiner Schüler, ob er den Deutschunterricht fasten könnte, musste ich leider negativ beantworten.
Die interessanteste Aufgabe dieser Woche war eine Übersetzung für jemanden, der sich gerne ein deutsches Tattoo stechen lasse möchte, mit der Aussage "richte mich nicht, denn ich soll nicht gerichtet werden" und der junge Mann war immerhin so clever, das noch einmal vor dem finalen Strich von einem Muttersprachler überprüfen zu lassen. Ich habe auf eine Übersendung eines Bildes des fertigen Produkts bestanden und werde das dann an Euch weiterleiten. Des Weiteren arbeite ich noch an einer Übersetzung für eine Familie, die ich beim Plattdeutsch kennen gelernt habe und die aus einem uralten Geschlecht aus Niedersachsen stammt (erstmals 1330!!! urkundlich bezeugt) und gerade einen alten Briefwechsel und alte Familienunterlagen ausfindig gemacht hat (die ältesten Unterlagen von 1849) und mit dessen Übersetzung etwas Hilfe benötigen. Eine Sache, die mir unglaublich Spaß macht, vor allem, weil es den Menschen dort soviel bedeutet und sie sich schon über die kleinen Dinge so unendlich freuen können, zum Beispiel, wenn sie endlich rausbekommen, wer auf einem Foto abgebildet ist, was sie selbst in der altdeutschen Schrift nicht lesen können.
So, dass sind die neuesten Neuigkeiten von dieser Seite der Welt! Ich hoffe, Euch allen geht es gut!
Fühlt Euch lieb gegrüßt und gedrückt!
P.S. Nochmals herzlichste Grüße an die beiden Männer, die am heutigen Tag in ein neues Stadium ihres Lebens getreten sind!!!