Saturday, September 30, 2006

da sind wir wieder

Guten Morgen und ein schönes Wochenende wünsche ich aus dem noch sommerlichen Kansas!
Ich sitze hier gerade, schlürfe meinen Tee und löffle mein Frühstück in mich hinein und dachte, dass es doch mal wieder höchste Zeit für ein paar Zeilen an die Heimat ist.

Auch wenn ich mich nicht direkt an der politischen Diskussion beteilige, die innerhalb der letzten Kommentare stattgefunden hat, möchte ich doch sagen, dass ich es ganz großartig finde, dass diese Seite auch für diese Zwecke genutzt wird! Also weiter so, immer heraus mit der Meinung! Genau für sowas ist dieses Forum hier gedacht!

Meine letzten Wochen waren ganz schön hart, wie ihr sicherlich an dem Mangel an Einträgen erkannt habt. Meine Studenten mussten ihren ersten Test und Essay schreiben, die mussten dann natürlich korregiert werden, was unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich musste zwei Referate vorbereiten, für einen Quiz lernen, an meiner ersten Hausarbeit arbeiten und nebenbei noch täglich den Unterricht vorbereiten und lesen und und und....Ja, da war ganz schön viel zu erledigen und ich immer froh, wenn ich es irgendwann um Mitternacht in mein Bett geschafft habe. Die gute Nachricht ist, dass bis auf vier Ausnahmen der Test sehr gut gelaufen ist und auch bei den Essays alle im A- und B-Bereich lagen (trotz des fehlenden E's auf der Notenskala). Meine Referate sind auch recht gut gelaufen und so hat sich der ganze Stress auf jeden Fall gelohnt.

Zwei Highlights konnten in diesem ganzen Arbeitsberg trotzdem noch platziert werden:

Am letzten Montag war ich mit Scott und John Paul in Marysville. Das ist ein kleines Örtchen ca. 2,5 Stunden von Lawrence entfernt, wo sich einmal im Monat 60-70 Leute zwischen 3 und 85 treffen, um Plattdeutsch zu lernen oder zu sprechen. Es handelt sich dabei meist um Menschen, deren Eltern oder Großeltern aus dem Norden Deutschlands nach Amerika ausgewandert sind und die zu Hause dann immer noch weiter Plattdeutsch gesprochen und das dann auch an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben haben. Und diese Kinder und Enkelkinder kommen jetzt monatlich zusammen, um die Sprache zu pflegen oder sie ihren Kindern und Enkelkindern beizubringen. Es gibt verschiedene Gruppen, für die jeweils eine Art Unterricht vorbereitet wird und dann wird erstmal 2 Stunden Platt gesnakkt. Und meine Lieben, was soll ich sagen, es war einfach mal unglaublich schön und super lustig, da die Leute nicht nur sprechen, als wenn sie aus dem Norden sind, sondern auch charakterlich sehr ähnlich sind. Als ich mit Scott in die Schule kam (wo diese Treffen stattfinden), kam gleich ein Mann (Dawn,ca.85) auf uns zu gestiefelt und fragte im breitesten Platt, wer ich denn sei. Scott antwortete (natürlich auch auf Platt), dass ich eine Frau sei, die er aus Lawrence mitgebracht hätte. Darauf Dawn (in Platt): Was, das ist ne Frau. Na das müssen wir uns doch erstmal angucken! Und drehte mich daraufhin einmal um meine eigene Achse, um mich von vorne und hinten begutachten zu können und zu dem Resultat zu kommen: Ja, dazu können wir Frau sagen! Scott wurde ganz rot und verlegen, ich habe lauthals gelacht und Dawn war mit dem Ergebnis offensichtlich auch ganz zufrieden. Großartig!! Den Rest der Zeit habe ich dann mit 8 Damen zwischen 60 und 70 Jahren verbracht, die die sogenannte Sprecher-Gruppe sind. Sie können richtig gut Platt und haben Aufgaben zu lösen, wo sie hauptsächlich sprechen und ihr Vokabular erweitern. Dabei ist es unglaublich spannend, wie sich das Platt hier drüber entwickelt hat, da es Worte gibt, die man im deutschen Platt gar nicht kennt. Entweder sind es Wörter, die sie erfunden haben, weil sie für diese Dinge in Deutschland keine Bezeichnung hatten und die es dann so auch nicht im Englischen gibt (Stinktier ist zum Beispiel Pisscat anstelle von Skunk) oder sie haben einfach Wörter aus dem Englischen übernommen und in ihre Sprache integriert. Angewandte Linguistik vom Feinsten!! Ja, die Mädels und ich hatten dann auch richtig viel Spaß und haben viel gelacht. Das ich beim nächsten Mal wieder mitkommen "muss", wurde schon festgelegt und ich freue mich schon jetzt riesig darauf. Denn neben dem Abend selbst war auch die Fahrt mit Scott und John Paul sehr schön. Auf dem Rückweg (ca.21.30) haben wir auf einem Feld gehalten und für 10 Minuten den Sternenhimmel angeschaut - einer der friedlichsten und schönsten Momente seit dem ich hier bin.

Das zweite wichtige Ereignis dieser Tage war, dass ich meinen ersten Kürbis geschnitzt habe. Hier ist ja nun bald Halloween und überhaupt Kürbiszeit und da habe ich einen Kürbis geschenkt bekommen. Und weil ich natürlich immer gewillt bin, in die Tiefen der amerikanischen Subkultur hinabzusteigen, habe ich beschlossen, diesen Kürbis dann auch mal entsprechend zu gestalten. Zusammenfassend sei bemerkt, dass das die widerlichste Angelegenheit überhaupt ist. So einen Kürbis auszuhöhlen, ist einfach abartig, zumal wenn man währenddessen bemerkt, dass man den Geruch von frischem Kürbis nicht wirklich erfrischend, sondern eher zum brechen findet. Naja, wie jeder weiß, ist meine Begabung im feinmotorisch-handwerklichen Bereich eher unterdurchschnittlich, weshalb das Schnitzen eine ganz schön schweißtreibende Angelegenheit wurde, denn ich wollte das gute Ding ja nicht komplett verunstalten. Ich muss sagen, ich bin mit dem Ergebnis doch recht zufrieden, muss das aber nicht noch einmal machen (außer ich finde jemanden, der mir den Kürbis vorher ausnimmt).

Aus meiner Klasse gibt es nicht soviel Neues zu berichten. Seit dem die Studenten auf deutsch free-stylen müssen, wenn sie zu spät kommen, sind die meisten von ihnen richtig pünktlich oder haben zumindest schon ein paar Zeilen vorbereitet, was dann zwar nicht mehr richtig free-stylen ist, aber immerhin dazu führt, dass sie auch schon über Deutsch nachdenken, wenn sie noch nicht in meinem Klassenzimmer sind!
Schönstes Ereignis der Woche: Die Regeln besagen, dass wenn das Handy im Unterricht klingelt, derjenige, dem es gehört, singen muss. Passiert das ganze das zweite Mal in der Woche rufe ich jemanden an. Tja, nun ist dieser Fall doch tatsächlich zum ersten Mal eingetreten, was dazu führte, dass ich im Unterricht, die Mutter einer meiner Schüler angerufen haben, um ihr zu sagen, dass ihr Sohn ein echt guter Schüler ist und auch ein B schaffen könnte, wenn er sich anstrengt, aber dass ich ihr sehr dankbar wäre, wenn sie mit ihm noch einmal über ein paar Dinge sprechen könnte, z.B. sein gelegentliches Zuspätkommen, das häufige Quatschen im Unterricht oder aber das Klingeln seines Handys, was der eigentliche Grund für meinen Anruf sei. Die Mutter hat sich sehr über meinen Anruf gefreut und sich bedankt, dass ich mich so um ihren Sohn kümmere. Ihr Sohn hat mich die ganze Zeit völlig fassungslos angestarrt und der Rest der Klasse hat sich sehr gefreut.
Diese Aktion dürfte jetzt wohl dazu geführt haben, dass tatsächlich niemand mehr sein Handy im Unterricht anhat und dann habe ich mein Ziel doch erreicht!

So, ich werde mich jetzt mal zurück an meine Arbeit werfen, da ich am Montag eine perfekte Gliederung inklusive Textbeispiele für meine erste Arbeit abgeben muss und da noch einiges zu tun ist.
Heute Abend gehe ich auf das Konzert von Galexico - eine sehr tolle Band, die ich dank schwesterlichen Einflusses schon in Deutschland gekannt habe und heute nun endlich mal live bewundern kann. Wer sich dafür interessiert, kann ja mal auf www.youtube.com klicken und Galexico eingeben. Die Seite ist sowieso jedem zu empfehlen, da man dort auf allerlei Leckerbissen der Musikszene inklusive Video stoßen kann.

Fühlt Euch auf das herzlichste umarmt! Hoffentlich könnt Ihr das Wochenende genießen! Bis bald!

Monday, September 18, 2006

wochenendrückblick

amerikanischer Wahlkampf
Barack Obama
Oktoberfest in Amerika

Der Start ins Wochenende war gelungen, da ich Freitag nämlich unverhofft Uni-Frei hatte. Irgendetwas entscheidendes elektronisches hatte in der Nacht zuvor lautstark seinen Geist aufgegeben (von Explosion kann man wohl doch nicht sprechen), so dass am Freitag alle Klasse in diesem Gebäude ausgefallen sind. Anfangs mit dieser unverhofften Freizeit etwas überfordert, hab ich sie letztlich zum Wäschewaschen, Telefonieren und zum zweiten Besuch im Tierheim genutzt. Memphis und Snoopy sind schon jetzt meine besten Freunde und es war richtig schön mit ein paar Hunden zu toben und zu schmusen. Nach einer Stunde Auslauf für alle Beteiligten gab es dann noch 30 Schmuseminuten mit den ansässigen Katzenbabys - so süß!
Danach gab es ein lecker Essen bei iHop, meinem neuen Lieblingsrestaurant, da man dort den ganzen Tag Frühstück essen kann!! Checkt das aus: http://www.ihop.com/index.html und dann auf Menü klicken und freuen! Ich sag nur lecker, lecker, lecker und gefährlich, gefährlich!!

Abends war der Empfang für die Konferenz der Verbindung der Deutschlehrer aus Kansas und es gab einen sehr interessanten Vortrag über die Identitätskrise Afro-Deutscher , von dem in Berlin geborenen Schwarzen, der mich schon während meiner Orientierungsveranstaltung mit seinem Berliner Dialekt beglückte. (Frage an alle: erwirbt man sich eine Identität oder bekommt man sie? es gibt natürlich keine richtige Antwort, aber seit Freitag denke ich viel darüber nach) Diese Konferenz hat auch den gesamten Samstag Vormittag in Anspruch genommen und neben sehr leckerem Essen gab es auch einige interessante Vorträge und ein paar langweile, aber das kann man sich ja nicht immer aussuchen. Abends wurde dann zum jährlich vom Dekan des Departments veranstalteten Oktoberfest geladen, wo ich - bei meinem ersten Besuch eines Oktoberfestes überhaupt - in den Genuss kam, endlich mal wieder ausgesprochen leckeres Sauerkraut zu essen. Bis auf die nervige Alpendudelmusik war das Ganze tatsächlich eine ausgesprochen nette Veranstaltung. Danach ging es auf die Reise nach Iowa (womit ich nur 48 Staaten besuchen muss)! Dort habe ich am Sonntag, nachdem ich die erschreckenden Wahlergebnisse aus Deutschland übermittelt bekommen habe, eine Wahlveranstaltung der "Demokraten" besucht. Für einen ehemaligen Politikwissenschaftsstudenten eine überaus spannende Sache. Fazit: 1. So ein Aufriss wird in Deutschland nur für Bundestagswahlengemacht. 2. Um im amerikanischen Wahlkampf zu punkten, muss man in seiner Rede einen Gottes- und einen Ehefrauen-Bezug haben. 3. Probleme und "Inhalte" unterscheiden sich nicht sehr viel von jenseits des Atlantiks! 4. Ohne Hymne geht nix und so hatte ich das Vergnügen sie mal in Gebärdensprache zu "hören", sehr beeindrucken! Eigentlicher Grund meiner Anwesenheit bei dieser Veranstaltung war die Rede von Barack Obama, dem derzeit einzigen schwarzen Abgeordneten im Senat. (Bei Interesse: http://obama.senate.gov/ gibt es leider nur auf englisch). Seine Ansprache hat sich tatsächlich von denen der anderen Sprecher unterschieden und es war auf jeden Fall eine gute Sache, bei sowas mal dabei gewesen zu sein.

So, das war die Zusammenfassung vom Wochenende! Ich hoffe, ihr habt das Wahlwochenende gut überstanden. Für diese Woche steht der erste große Test (wie Klausur) für meine Studenten an, den ich heute ausgearbeitet habe - massig viel Arbeit. Heute habe ich außerdem zum ersten Mal Nachhilfe gegeben, was ich ab sofort jeden Montag machen werde. Soweit das Neueste von hier!

Ich bin in Gedanken oft in Deutschland!...

...dafür hat es sich gelohnt!

Vor der ausführlichen Schilderung der letzten Tage sei dem absoluten Highlight des Wochenendes ein gesonderter Eintrag zugestanden.
Letzte Woche habe ich mit meinen Studenten über das Vokabel lernen gesprochen. Es ist ein große Schwäche von ihnen und so habe ich ihnen gesagt, dass Karteikarten auf jeden Fall eine gute Sache, sie aber versuchen sollen, die Vokabeln in ihren Alltag zu integrieren. Also, zum Beispiel, dass sie sich eine Karteikarte an die Tür oder den Schrank kleben sollen und immer wenn sie die Tür aufmachen eben diese Vokabel üben sollen oder dass sie eine Karteikarte auf ihren Stuhl kleben könnten und bevor sie sich hinsetzen, konjugieren sie schnell das Verb, das drauf steht. Eine Schülerin fragte dann eher im Spaß, ob sie also die Vokabeln auf den Bürgersteig auf ihrem Schulweg schreiben sollten. Und ich sagte, das sei eine absolut großartige Idee. Das Ergebnis dieser Unterhaltung: Als ich am Samstag am Department vorbei ging, warteten auf dem Bürgersteig und den Treppen des Departments die Imperfekt-Konjugationen aller Modalverben auf mich!! Ich bin echt ausgeflippt vor Freude und bin lustig durch die Gegend gehüpft. Allein für diesen Moment hat sich alles gelohnt. Und damit ihr auch etwas davon habt, hier ein paar Bilder!

Tuesday, September 12, 2006

kann man machen - muss man aber nicht Teil II

1) sein Telefon ins Klo fallen lassen

Ja, die agile Verfasserin dieser Zeilen hielt sich schon immer für ungemein Multi-Tasking-fähig, was meistens auch stimmte, in diesem Fall jedoch nicht ganz funktionierte, da sich die Tätigkeiten Telefonieren und nach dem Duschen abtrocknen weniger gut miteinander kombinieren lassen, als man es vielleicht denken mag. Und das schlimme an der Sache ist, dass man noch in dem Moment wo es passiert, denkt: Nein, bitte nichts ins Klo! Und dann ist es auch schon zu spät und man muss sich schon mit dem nächsten Gedanken beschäftigen: Ich muss das jetzt da raus holen! Und zum Glück ist das mein Klo! Aber egal wie vertraut man mit der Schüssel analer Offenbarungen auch ist, man will das Telefon dann doch lieber erst abtrocknen, bevor man es sich ans Ohr hält und kann sich gegen die Skrupel dies tatsächlich zu tun nicht wirklich wehren. Aber irgendwie muss man dem Menschen am anderen Ende ja erklären, was passiert ist (sorry, Maddi) und dann kann man sich nicht verstehen, weil Wasser im Hörer ist.....Und dann irgendwann denkt man sich, wenn das mein Montag Morgen gewesen ist, wie soll dann bitte der Rest dieser Woche werden??
Naja, zu meiner eigenen Überraschung funktioniert das Gerät wieder einwandfrei und so bin ich nach den Schreckenssekunden wenigstens doch noch um einen Neuerwerb herumgekommen.

2) doppeldeutige Sätze in der Anwesenheit sportbegeisterter junger Männer sagen

Eigentlich wollte ich diese Episode nicht publizieren, aber ich wurde dazu angehalten, sie doch mit einer größeren Öffentlichkeit zu teilen, als bisher geschehen. Fast jedem Leser dieser Seite dürfte meine Aversion gegen Bälle bekannt sein, da sie mich den größten Teil meines bisherigen Lebens stets nahezu lebensgefährlich (Übertreibung macht anschaulich) verletzt haben. Komischerweise übe ich aber auch eine enorme Anziehungskraft auf diese Dinger aus, weshalb fast immer davon auszugehen ist, dass ein sich in meiner Nähe befindlicher Ball sich in Kürze auf den direkten Weg zu mir machen wird, um mich irgendwie an Kopf, Rücken, Arm, Bein etc. zu treffen. Befindet man sich nun in einem Baseballstadion ist es das schönste was einem passieren kann, einen der Bälle zu fangen. Da ich nun den Menschen in meiner Nähe obigen Sachverhalt schildern wollte, um ihnen zu versichern, dass sie neben mir sitzend bestimmt einen Ball abbekommen würden, sagte ich ganz unschuldig: I attract balls. Mir wurde freundlich zugelächelt und ich dachte mir nichts böses, bis ich diese Geschichte im German Department zum Besten gab und Scott und John Paul ganz dumm anfingen zu grinsen und John Paul dann sagte: Well, that could cause a lot of trouble!
Ja, und dann nach ein paar Sekunden fiel auch bei mir der Groschen und mir wurde klar, dass balls nicht nur entscheidender Bestandteil eines Baseballspiels sind, sondern auch von spezifischer Bedeutung in der männlichen Anatomie....Mir wurde so einiges klar und neben meinem starken Engagement für die Note E gibt es nun etwas neues, mit dem man mich im Department aufziehen kann....tja, fremde Sprachen - schwere Sprache...

Ansonsten gibt es hier noch nicht wieder soviel neues zu berichten. Der gestrige Tag ist unspektakulärer vorbei gegangen als befürchtet, aber wahrscheinlich auch nur deshalb, weil ich weder Fernsehen geschaut noch Nachrichten gehört habe. An der Uni wurde kein großes Thema aus dem Datum gemacht und im Department habe ich nur mit John Paul und Audra über den Tag und wie wir ihn vor fünf Jahren erlebt haben, geredet.

Heute habe ich zum ersten Mal eine Vertretungsstunde gegeben und es hat viel Spaß gemacht, mal einen andere Klasse kennenzulernen. Die nächsten zwei Nachmittage werde ich, wie schon letzte Woche, als Beobachterin einem Experiment der Psychologieabteilung beiwohnen, in dem untersucht wird, ob Studenten eine Fremdsprache besser lernen können, wenn man das Lernen mit Farben unterstützt. Sehr interessante Sache. Ansonsten hab ich fleißig zu lesen und zu schreiben....Langeweile kommt hier also niemals auf!
Liebe Grüße in alle Richtungen und bis bald!

Sunday, September 10, 2006

die ereignisse der woche

So, folgendes erwähnenswertes ist diese Woche noch passiert:

1) Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Sushi gegessen. Das gehört zum Angebot der Uni-Mensa und da hat mich mein lieber Office-Mitbewohner und Kollege John Paul an die Hand genommern und gesagt: Das musste mal probieren! Hab ich dann gemacht und es war so lecker, dass ich am nächsten Tag gleich nochmal welches gegessen habe!

2) Zum ersten Mal seit dem ich hier bin, habe ich meine Wäsche für insgesamt 5 $ in der zu meinem Apartment gehörenden Waschküche gewaschen. Eigentlich wollte ich diese Einrichtung boykottieren, da sie bei meinem Einzug wirklich eklig aussah, aber nun hat jemand sauber gemacht und da war das ganze schon etwas angenehmer. Und so hab ich dann am Freitag meine Wäsche in die Waschmaschine gestopft, 4 Quarter in die Maschine gesteckt und das ganze drauf los waschen lassen und nachdem ich vom einkaufen zurück gekommen bin (für die Kassiererin, Sharon, in "meinem" Supermarkt bin ich schon "german sunshine"), ging das ganze Prozedere dann mit dem Trockner von vorne los. Während meine Wäsche getrocknet wurde, habe ich auf der Treppe vor der Waschküche sitzend in der Vanity Fair die ersten Bilder von Tom Cruise und Katie Holmes Baby angeschaut und war in diesem Moment wohl mal so richtig amerikanisch...

3) Am Donnerstag war ich mit meiner Kollegin Audra im örtlichen Tierheim, was mir erstens das Herz gebrochen hat und zweitens dazu geführt hat, dass wir da jetzt ehrenamtlich arbeiten werden. Das Tierheim sucht Leute, die mit den Hunden spazieren gehen oder mit den Katzen schmusen und das werden wir jetzt ein-, zweimal die Woche machen, weil wir beide unsere Hunde vermissen und wir auf diesem Weg selbst wieder ein wenig Tierkontakt bekommen und gleichzeitig auch noch was Gutes tun können...

4) Freitag Abend gab es das erste hochprozentige Getränk in diesen Landen und ich musste nicht einmal meinen Ausweis vorzeigen. Wir neuen GTAs waren am Freitag mit Scott, unserem Advisor, in einer Bar und haben gequatscht und ein bisschen auf das neue Semester geprostet und so kann ich nun sagen, dass nicht nur amerikanisches Bier genau das richtige Wasser-Bier-Gepansche für mich ist, sonder auch der Long Island Icetea in diesen Gefilden sehr gut zu genießen ist.....

5) Football-Weekend! Also, Football-Saison ist hier ne ganz große Sache und das erste Spiel der Saison ungeheuer wichtig. Und Football-Spiel heißt nicht nur Football-Spiel, sonder heißt vor allem Tailgate, sprich: Vor dem Stadion werden Zelte aufgebaut und die Leute parken ihre Autos, so dass man davor ein paar Stühle und nen Grill aufbauen kann oder man trifft sich vor dem Spiel zum Grillen und Burger Essen (und natürlich Bier trinken) bei jemandem Zuhause und dann geht man zum Spiel, das bis zu drei Stunden dauern kann und danach wieder zurück zum Grill und zu den Burgern. Während des Spiels gibt es als Fan bzw. Besucher zahlreiche Rituale zu absolvieren, sei es das Krach machen, beim gegnerischen Angriff, das rhythmische Klatschen zur Marching Band oder das wilde Hin-und Herspringen inklusive High-Five geben (gib mir fünf!) wenn die Heimmannschaft punktet. Mit zwei erfahrenen Football-Guckern an meiner Seite habe ich mir auch dieses Spiel erschlossen, wenn ich es auch etwas komplizierter als Baseball finde. Dank meines "Kansas"-Tshirts (Fotos folgen) bin ich nicht wirklich aufgefallen. Aber trotz allem Integrationswillen habe ich mich standhaft geweigert, durch hin-und herschwenkende Arme über meinem Kopf mit allen anderen Anwesenden die Kornfelder von Kansas darzustellen - mal ehrlich, die spinnen, die Amis!!

So, das waren die bewegendsten Nachrichten der letzten Woche! Ich bin also weiterhin fleißig auf der Suche nach der amerikanischen (Sub)kultur und versuche nach wie vor einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Bald wieder neue Nachrichten von dieser Mission! Herzlichst, der German Sunshine!

die fotos der woche

mein morgendlicher Anstieg
Montana & Cynthia - die guten Seelen des Departments
ein Teil meiner Klasse...alle, die an diesem Tag zum Quiz gekommen sind
mein abendlicher Abstieg
mein "Office"

Saturday, September 09, 2006

Liebe Leute!

Ich freue mich jedes Mal unendlich wenn endlich Wochenende ist und dieses ist auch noch ein ganz besonderes. Letztes Wochenende hat die Football-Saison begonnen und heute haben viele Universitäten die ersten wichtigen Heimspiele, so auch die KU!! Und das heißt, dass die ganze Stadt total aus dem Häuschen ist und außerdem proppenvoll, da auch noch Parents-Weekend ist und viele Studenten heute von ihrem Familien besucht werden. Es gibt zahlreiche BBQ (Grillfeste amerikanischer Art) und Zusammenkünfte zum "Aufwärmen" vor dem Spiel. Da das Tragen eines T-Shirts mit "Kansas", "KU" oder "Jayhawk"-Logo (unser Maskottchen) stillschweigend vorausgesetzt wird und absolute Pflicht ist, habe ich mir heute mal ein solches T-Shirt besorgt, damit ich im Stadion nicht noch mehr auffalle, als ich es ohnehin schon tun werde....

Also, drückt die Daumen, dass es ein erfolgreiches Heimspiel wird. Ich melde mich morgen noch einmal mit den Details der vergangenen Woche!

Liebe Grüße!

Wednesday, September 06, 2006

war das schön!!!

Hallöchen!

Wollte nur kurz die so eben beendete Verspeisung einer echten deutschen Schnitte verkünden.
In Lawrence gibt es einen kleinen Laden mit Produkten aus Europa und weil ich hier von lieben Menschen umgeben bin, die sich um mich sorgen, habe ich heute richtig schönes, kerniges deutsches Brot geschenkt bekommen und ein Stück Butterkäse, von dem ich bis heute gar nicht wusste, dass ich ihn gerne esse... So gab es also heute zum Abendbrot eine Stulle mit scharfen deutschem Senf und obendrauf ein paar Scheiben Käse und ich war für die folgenden 5 Minuten voller Genuss der glücklichste Mensch in Amerika. Und morgen früh werde ich eine Stulle mit Nutella essen und ich freu mich schon jetzt ganz doll.....tja, die kleinen Dinge des Alltags...

@ Siiri: In was für einem Staat bin ich gewesen? Hab ich was verpasst? Ich weiß nur, dass es der First Flight State ist, aber von dem was Du schreibst, hab ich noch gar nichts gehört... Kansas ist übrigens der Sunflower State...

Also, bis bald und genießt das gute deutsche Essen!!!

Tuesday, September 05, 2006

einmal north carolina und zurück

Meine Lieben!

Ich muss feststellen, dass der letzte Eintrag unentschuldbar lange her ist und ich versuche mich in nächster Zeit wieder regelmäßiger zu melden...sonst werdet ihr mir noch untreu und das will ja keine...So nun ein kleiner Rückblick auf die vergangene Woche...

1) Uni
Nach wie vor ist alles sehr anstrengend und letzte W oche hatte ich einen richtigen Scheißtag. Ich habe korregierte Tests an meine Studenten zurück gegeben und den Notenquerschnitt an die Tafel geschrieben (A-.., B-.., C-..., D-..., E-....). Es gibt hier ja nur Buchstaben, keine Zahlen. Meine Studenten guckten ganz irritiert und meinten: Was ist ein E? Und ich so: Eine Note! Und sie: Nein! Es gibt kein E! Daraufhin ich: Doch! E ist der Buchstabe nach D und vor F und deswegen eine reguläre Note! Sie: Nein, wir haben kein E, nach dem D kommt gleich das F! Ja und sie hatten natürlich Recht und ich fühlte mich total bescheuert, da ich ihre letzten Tests alle auf eine non-existenten Notengrundlage bewertet hatte und das einfach mal eine Information ist, die man als Lehrer besitzen sollte. Naja, am Ende dieser Stunde beschwerte sich dann ein Student noch lautstark, woher er denn bitte den Scheiß wisse solle, nach dem ich fragen würde (Zitat Ende) und weil ich nicht heulend aus dem Klassenzimmer laufen konnte, wie ich es gerne gemacht hätte, hab ich ihm gesagt, dass er den Scheiß wissen muss, weil es seine Pflicht ist, sich zu Hause auf den Unterricht vorzubereiten, weil wir uns immer noch in der Wiederholungsphase befinden würden und ich somit davon ausgehe, dass sie alles, nachdem ich frage, vorher schon mal gemacht haben. Also, für einen kurzen Moment hatte ich komplette Zweifel an meiner Qualifikation und dem was ich tue, aber das ist jetzt wieder überwunden. Mein Advisor ist vor Scham fast im Boden versunken, als ich ihn daraufhin gewiesen haben, dass das amerikansiche Benotungssystem für jemanden aus Deutschland eine durchaus wichtige Information gewesen wäre.... Nachdem meine Studenten mich dann auch noch Freitag und übers Wochenende ein wenig geärgert haben, weil sie keine meiner Angebote genutzt haben, ihnen in diesem Kurs zu helfen (und eine Menge dieser Studenten brauch Hilfe), habe ich ihnen heute gesagt, dass sie mal davon ausgehen können, dass ich auch bezahlt werde, wenn ich mich nicht um ihren Erfolg kümmere und dass ich alles, was ich ihnen anbiete nicht anbieten muss. Bis jetzt sei ich noch motiviert und würde wollen dass das Lernen Spaß macht, aber wenn ich weiterhin das Gefühl haben würde, dass sie sich nicht für ihren Unterricht interessieren, würde ich auch damit aufhören, da dass nicht mein sondern unser Unterricht sei und sie im College sind und diesen Kurs bestehen müssen, nicht ich...Ja, da gucken sie dann alle wie die Kaninchen vorm Fuchs...mal schauen, ob sich das ein wenig positiv auswirkt....

2) Uni II
Ich muss lesen, lesen, lesen und es ist unglaublich viel zu tun.....meine eigenen Kurse fressen mich fast auf, aber so bin ich auf jeden Fall gestählt für die deutsche Universität....ohne hier Panik verbreiten zu wollen, aber ich will mir nicht vorstellen wieder in Deutschland zu studieren....das wird wirklich hart werden...

3) Roadtrip
Oder besser gesagt Flighttrip. Übers verlängerte Wochenende (gestern war Labor Day) habe ich Florian in North Carolina besucht und somit einen weiteren Bundesstaat und eine weitere Universität kennengelernt. Duke University ist eine wirklich wunderschöne Uni - wie man sie sich aus amerikanischen Filmen vorstellt. Sehr schön, sehr beeindruckend und irgendwie ganz anders als Kansas. Viel Zeit haben wir im Duke Garden verbracht, ein Prachtstück von Park mit einer atemberaubenden Flora und Fauna und Enten und Schildkröten!!! und Bänken auf die man sich setzen kann, um fleißig seine Uniliteratur zu studieren, was wir auch fleißig getan haben. Am Sonntag waren wir beim Konzert des DSO, was keine Gastkonzert der Deutschen Synphoniker war, sondern eine Darbietung des Duke Synphonic Orchestra - feine Sache. Naja und ansonsten haben wir uns den Mund fusslig geredet und jemanden von "zu Hause" zu treffen, war wirklich ein bisschen wie "zu Hause" sein.....

4) was gibt es sonst noch
Nachdem ich nahezu alle Grünpflanzen in meiner Wohnung gekillt habe, bin ich zu Schnittblumen übergegangen, um dieses Apartment ein wenig belebt zu halten und nicht einen Friedhof zu etablieren. Mutter, warum hast Du mir nicht Deinen grünen Daumen vererbt???

Mit meinem Gesicht ist wieder alles in Ordnung und egal um welche Petition es sich hier handelt, es gibt keine Fotos von meinem Unfallgesicht...Vielleicht demnächst ein paar vom Normalzustand, aber das werde ich mir noch gut überlegen.

Am Freitag geht es mit den neuen GTAs, als meinen Kollegen, in eine Karaoke-Bar, was bestimmt ein ganz großer Hit werden wird. Ich werde auf jeden Fall berichten. Genauso wie vom Football-Spiel, das ich am Samstag angucken werden, denn in den USA hat am letzten Wochenende die Saison begonnen und wer ein richtiger Student ist, der schaut auch mal bei einem Heimspiel des Uni-Teams vorbei....Fandevotionalien wurden noch nicht erworben...neueste Entwicklungen diesbezüglich werden später in dieser Woche gemeldet....

Gut, soweit erstmal wieder von mir....ganz liebe Grüße an Euch, Euer American Pie ;-)