kann man machen - muss man aber nicht
So! Die erste richtige Uniwoche ist geschafft und ich war/bin es auch. Jeden Tag zu unterrichten, selbst Kurse zu besuchen, diese vorzubereiten und dann noch den eigenen Unterricht zu planen ist sehr anstrengend und meine Zeitplanung ist noch nicht wirklich ausgefeilt. Spaß macht alles nach wie vor. Die eigenen Kurse sind bis auf eine Ausnahme sehr interessant. Aber dass mich eine "Einführung in das Studium der deutschen Literatur" nach einem bereits vierjährigen Studium derselben noch mit vielen Neuigkeiten überraschen wird, hat ja auch niemand erwartet. Umgehauen hat mich allerdings die Stunde die wir innerhalb dieses Kurses in der Bibliothek verbracht haben. Die Möglichkeiten hier zu recherchieren und sich Zugang zu verschiedenen Quellen sind einfach unglaublich. Es gibt zwei Bibliothekare, die nur für das German Department angestellt sind, sich also darum kümmern, das bedeutende Neuerscheinungen auch den Weg nach Amerika finden und sonst nur für die Studenten und Angestellten des German Departments da sind, um ihnen bei der Literaturrecherche zur Seite zu stehen...ich kam aus dem ungläubig gucken gar nicht mehr raus.
Nachdem ich meinen Schülern fleißig den Akkusativ beigebracht habe, verzweifeln sie weiter an der Verwendung von Possessiv-Pronomen und deren adäquater sprich kasusgerechter Verwendung. Wer hat sich diese Sprache bloß ausgedacht? Immerhin habe ich den Vorteil, dass meine Klasse weiß, was ein Subjekt oder Objekt ist, was nicht immer der Fall ist, die Erklärung des Akkusativs jedoch wesentlich vereinfacht.
Am Donnerstag war ich bei meinem ersten amerikanischen Baseball-Spiel und ich muss sagen, dass das wirklich riesig Spaß gemacht hat. Dank eines guten Kenners und geduldigen Erklärers des Spiels weiß ich jetzt auch die Begriffe Strike, Run, Homerun, Inning und Out in eine logische Beziehung zu setzen und werde wohl noch das ein oder andere Mal für die Kansas City Royals jubeln. Angemerkt sei, dass ich allein für den Besuch dieses Baseball-Spiels eine Greencard verdient hätte, denn was die Amis zwischen den 9 Innings machen (also in den Spielpausen) ist manchmal nicht zu glauben. Da werden virtuelle Ketchup-, Senf- und Mayonnaise-Packungen, die auf der Leinwand um die Wette laufen, bis zu den Grenzen des Lungenvolumens angefeuert, da gibt es ein Maskottchen, das Hot-Dogs mit einer Hot-Dog-Kanone durch die Gegend schießt, da gibt es ein Lautstärkebarometer, das alle anfeuert so laut zu schreien, wie es geht, was tatsächlich auch alle machen und einen Tanzcontest und und und. Schockiert war ich von dem Besucher, der vor mir Platz nahm, in einem T-Shirt auf dessen Rücken stand: "Terrorist may destroy the foundation of our two highest buildings, but they will never destroy the foundation of America!" G.W. Bush.....Ja, der 5. Jahrestag des 11.9. nähert sich und immer noch ist dieses Ereignis hier präsent, so präsent dass man solche T-Shirts zum Baseball anzieht....Zusammenfassend ist zu sagen: Baseball-Spiel: Kann man machen und sollte man auch!!
Und da ich ja gerne gleich von allem die volle Portion abgreifen (aprospros ich habe gestern super lecker Eis gegessen..) hatte ich am Samstag einen kleinen Autounfall. Nichts schlimmes passiert, nur der explodierende Airbag hat ein bisschen die Haut am Kinn abgeschürft und mein Gesicht war einen Tag lang etwas geschwollen. Auf dem Weg zu frischen Früchten hat uns jemand die Vorfahrt genommen und wir sind trotz Bremsen frontal auf seine linke Seite getroffen...Alles nicht so schlimm, gestern sah ich noch aus wie nach einem Boxkampf, heute noch diversen Packungen Eiswürfeln auf meinem Gesicht und ein wenig Medizin geht schon wieder alles besser...die Ärztin im Krankenhaus meinte gestern, als sie ins Zimmer kam: Wow, das sieht aus, als wenn es scheiße weh tut!" was mich schon sehr zum Lachen brachte und den Nagel auf den Kopf traf. Anna und ihre Mutti haben schon einen Krankenbesuch abgestattet, so dass kein Grund zur Sorge besteht und ihr sicher sein könnt, das gut auf mich geachtet wird. Dieser Vorfall verstärkt natürlich meinen Anspruch auf eine Greencard!! Kurzum: Autounfall: Kann man machen - muss man aber nicht.
Um noch einige heiß diskutierte Fragen des Forums zu beantworten: Die Fotos wurden mit dem Selbstauslöser gemacht, ansonsten wäre ich mir ja noch blöder vorgekommen als ohnehin schon, aber ich wollte Euch zeigen, dass an mir noch alles dran ist und dass ich einfach mal grandios auf dieser Couch aussehen ;-).....Ja, das Fahrrad ist "meins", Michael Grünbaum hat es mir für die Zeit seines Aufenthalts geliehen und ich bin auch schon fleißig geradelt. Allerdings nicht zur Uni, denn die liegt, wie bereits erwähnt auf einem Berg und es ist schon anstrengend genug, den täglich zu Fuß zu besteigen (wird im Winter sicherlich lustig, Fotos die die Steigung nachweisen, werden nachgereicht).
Tja, ich lebe also hier in vollen Zügen. Wieviel das alles manchmal ist, habe ich gestern gemerkt, da ich nach einem 3 stündigen Mittagsschlaf, Nachts nochmal fast 14 Stunden geschlafen habe und jetzt ein wenig das Gefühl habe, mein Schlafdefizit etwas verringert zu haben.
Vielen Dank für die vielen lieben Kommentare, Grüße und Fragen! Es ist immer schön, von Euch zu hören.
Liebe Grüße und Umarmungen!!